Führerscheinfrei, aber kostspielig: Der hohe Preis erklärt

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Wer an führerscheinfreien Fahrzeugen denkt, stellt sich in der Regel kleine, leicht handhabbare Autos vor. Aufgrund ihrer einfachen Konstruktion und begrenzten Fähigkeiten sollten diese deutlich weniger kosten als normale Autos. Doch wer sich auf dem Markt umsieht, wird schnell feststellen, dass diese Annahme nicht zutrifft. Im Gegenteil, führerscheinfreie Fahrzeuge, offiziell als Sonderkraftfahrzeug Krankenfahrstuhl bezeichnet, sind überraschend teuer. Aber warum ist das so?

Führerscheinfrei fahren? Mit dem Agora kein Problem!
Erad Agora in verschiedenen Farben

Was macht ein Führerscheinfreies Auto aus?

Zuallererst gilt es zu verstehen, was ein führerscheinfreies Fahrzeug ausmacht. Diese Fahrzeuge dürfen bis zu einer Höchstgeschwindigkeit von bis zu 25 km/h von jedermann ab 15 Jahren gefahren werden. Ohne Führerschein. Sie dürfen ein Leergewicht von nicht mehr als 350 kg und ein zulässiges Gesamtgewicht von 500 kg haben. Ihr Motor, ein GX 160 von Honda, ermöglicht eine begrenzte, aber ausreichende Leistung für ihre vorgesehene Nutzung.

Aus verschiedenen Gründen kam es im Jahr 2002 zu einem Verbot weitere solcher Fahrzeuge neu in Betrieb zu nehmen. Es gibt daher seit dem 1. September 2002 nur noch elektrisch betriebene Krankenfahrstühle welche neben Einschränkungen bei den Abmessungen nur noch 15km/h schnell gefahren werden dürfen (§4 FeV)

Beispiele für solche Fahrzeuge sind Modelle von Erad (Agora), Ligier (JS 16) und Waijenberg (Canta). Da der Bestandsschutz nach §76 FeV seit 2002 keine neuen Fahrzeuge dieses Typs mit Verbrennungsmotoren mehr zulässt, sind alle vorhandenen Fahrzeuge mindestens 21 Jahre alt.

Nun kommen wir zum Kern: Warum sind diese Fahrzeuge so teuer?

1. Alter und Restauration: Da diese Fahrzeuge alle über 21 Jahre alt sind, ist eine Restauration notwendig, um sie sicher und funktionsfähig zu halten. Dieser Prozess ist aufwändig und zeitintensiv. Ein Mitarbeiter braucht zwei Monate für die vollständige Restauration eines Fahrzeugs.

2. Verfügbarkeit von Ersatzteilen: Viele der Hersteller dieser Fahrzeuge existieren heute nicht mehr. Und wenn sie noch existieren, stellen sie oft keine Ersatzteile für diese älteren Modelle her. Daher müssen Ersatzteile in Kleinstserien nachproduziert oder aus anderen Quellen beschafft werden, was die Kosten zusätzlich erhöht.

3. Seltenheit: Da bis zum Verbot im Jahr 2002 nur kleine Mengen dieser Fahrzeuge produziert wurden, und seit dem eine Menge Fahrzeuge bereits abgewrackt wurden, sind die noch vorhandenen Exemplare selten und daher wertvoll. Selbst ein nicht fahrbereites Fahrzeug kann je nach Zustand bis zu 5.000 € kosten. Einzige Voraussetzung, die Originalpapiere sind noch vorhanden. Ohne Papiere verliert das Fahrzeug an Wert, da es dann nur noch als Ersatzteilträger dienen kann. Neue Papiere oder Zweitschriften werden nicht mehr ausgegeben.

4. Sonderausstattung: Bestimmte Sonderausstattungen, wie beispielsweise eine Variante mit zwei Sitzen (Baujahr bis 1999) oder eine Verzinkung der Rahmenteile, können den Preis eines führerscheinfreien Fahrzeugs weiter in die Höhe treiben.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die hohen Kosten für führerscheinfreie Fahrzeuge auf eine Kombination aus ihrer Seltenheit, dem Aufwand für ihre Restauration und Instandhaltung, der Schwierigkeit, Ersatzteile zu beschaffen, und der Möglichkeit von Sonderausstattungen zurückzuführen sind. Trotz ihrer scheinbaren Einfachheit sind diese Fahrzeuge kostspielige Investitionen, die sorgfältige Überlegungen erfordern.